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Timeless act aus FIRE DANCE

Text: Keorapetse Kgositsile
Dauer: ca. 10'
Besetzung: Bassbariton, Tänzerin, Piccoloflöte, Klarinette in B/Baßklarinette, Trompete in C, Posaune, 3 Schlagzeuger, Zink, Oboe da caccia, Violine, Violoncello.
 
UA: 10. Oktober 2010, Bockenheimer Depot, Frankfurt am Main
Bassbariton: Sungkon Kim; Tänzerin: Cristina Czetto

Museumsorchester der Oper Frankfurt
Musikalische Leitung: Lena-Lisa Wüstendörfer

 

Regie: Nelly Danker

Text: Fire Dance von Keorapetse Kgositsile

Fire Dance

There will be no dreaming about escape There will be no bullshit coldwar talk The fire burns to re-create the rhythms of our timeless acts This fire burns timeless in our time to destroy all nigger chains as real men and women emerge from the ruins of the rape of white greed The rape by savages who want to control us, memory, nature. Savages who even forge measures to try to control time. Dont you know time is not a succession of hours! Time is always NOW, dont you know! Listen to the drums. That there is a point of departure NOW is always the time. Praise be to Charlie Parker And it dont have nothing to do with hours Now sing a song of NOW A song of the union of pastandfuture Sing a song of blood-The African miner, his body Clattering to the ground with mine phthisis: That there is murder. Do the dance of fire The rhythm of young black men Burning these evil white maniacs Their greedy hands clattering to the ground Like all their vile creations Do our thing for the world, our world NOWs the time, NOWs the time A breath of love, song for my woman Fire in her breast for children Supreme as climax with the music of the wind In her divine thigh there is life there is fire

Aus: W. Soyinka, Eds. Poems of Black Africa. AWS 171, Heinemann, London 1975

feuertanz

Kein träumen über flucht kein unsinniges kaltkriegsgeschwätz das feuer brennt um neu zu schaffen den rhythmus unserer zeitlosen taten zeitlos brennt das feuer in unserer zeit um alle nigger-ketten zu zerstören während wirklich männer und frauen aus ruinen des raubes weisser habgier erstehn der raub durch wilde, die kontrollieren wollten uns, erinnerung, natur. wilde, die entwickeln uhren um die zeit zu kontrollieren. aber wisst ihr denn nicht: zeit ist kein aneinanderreihen von stunden! Zeit ist immer JETZT, begreift ihr nicht! lauscht den trommeln. dass es eine zeit des aufbruches gibt JETZT ist immer die zeit. Sei stolz, dass du Charlie Parker bist und nichts mit stunden zu tun hast jetzt sing das lied vom JETZT ein lied übers ineinanderfliessen von GESTERNHEUTEMORGEN sing ein lied von blut -- dem afrikanischen mienenarbeiter, seinen körper im minenstaub verkrustet zu boden gedrückt: dass es morf ist. zum tanz des feuers des rhythnus junger schwarzer männer verbrennend diese böse weissen verrückten ihre habgierigen hände zu boden schlagend wie all ihre niederträchtigen kreationen entrichten wir den beitrag an die welt, unsere welt JETZT ist die zeit -- JETZT ist die zeit. ein hauch von zärtlichkeit, ein lied für meine frau feuer in ihren brüsten für unsere kinder erhaben wie ein höhepunkt voller musik von winden in ihren göttlichen schenkeln ist leben, ist feuer, ist schöpfung

Übersetzt von Al Imfeld Eds. AFRIKA, Dendron Verlag, Lugnorre 1988

PRESSESTIMME

 

Was möglich wäre

FRANKFURTER RUNDSCHAU * Autor: Tim Gorbauch * Datum: 11 | 10 | 2010

 

Innenleben ist der Versuch, eine Oper zu denken, die das Theatrale ernst nimmt - eine Oper, die sich als lebendige Kunstform begreift. Im Bockenheimer Depot sind die Töne des jungen Komponisten Calogero Scanio zu hören. Schwere Trommelschläge weisen den Weg. Man folgt dem Ohr, läuft durch das Bockenheimer Depot, das in verschiedene frei zugängliche Spielorte aufgeteilt ist. Man hört Töne des jungen Komponisten Calogero Scanio, reduziertes, genaues Material. Auf einer kleinen Bühne bewegt sich ein Mann, eine Alltagssituation, ein Ausschnitt aus dem Leben des Asylbewerbers Marcus Omofumas, der 1999 bei seiner Ausweisung aus Österreich starb. Polizisten hatten ihn mit Klebeband gefesselt. Omofumas erstickte. Die Episode Illegal 1 ist noch nicht zu Ende, da dringen aus einem anderen Eck andere Töne Scanios. Eine neuer Theaterraum, diesmal die kleine gläserne Eingangshalle, in der ein paar Musiker eine Tänzerin umrahmen. So geht es weiter. Der Abend, knapp 80 Minuten, behauptet keine lineare Erzählung, sondern nähert sich in acht Episoden dem Thema Flucht, Asyl, Verfolgung. Es ist kein gewöhnlicher Abend, schon gar nicht für die Oper, jene seit Jahrhunderten unmögliche Kunstform, die sich so oft so schwer tut, in der Gegenwart anzukommen. Innenleben, so der Titel dieser, ja: Musiktheaterausstellung, ist der Versuch, eine Oper zu denken, die das Theatrale ernst nimmt. Eine Oper, die sich als lebendige Kunstform begreift und nicht bloß als eine museale Abspielplattform. Wahrscheinlich muss man außerhalb des Betriebs stehen, außerhalb der Fragen nach Abonnementtauglichkeit und Traditionen, um sich solche Freiheit leisten zu können. Innenleben ist das Produkt der Akademie Musiktheater heute, in der junge Dramaturgen, Komponisten, Regisseure, Dirigenten, Bühnenbildner und Kulturmanager zwei Jahre lang vernetzt, gefördert und zu intensiver Zusammenarbeit angeregt werden. Neue Wege sollen da erprobt werden, im geschützten Raum einer (von der Deutschen Bank Stiftung finanzierten) Akademie. Ein schöner Gedanke. Traditionen sind zäh, schreibt der Regisseur und Aufbrecher Peter Konwitschny in einem Grußwort, besonders offenbar die schlechten. Was tun? Da hilft nur eins: Es müssen bessere Regisseure ran, offenere Musiker, wissendere Organisatoren. Er weiß, wovon er redet. Konwitschny rennt seit Jahren auf die Barrikaden, zertrümmert, schafft neu. Und auch Innenleben, der von der Oper Frankfurt unterstützte Abschlussabend des Stipendiatenjahrgangs 2008-2010, ist nicht von der Lust nach Verweigerung getragen, sondern von der Idee großer Freiheit. Für die Musik. Die Bühne. Den Betrieb. Und den Zuschauer. Innenleben jedenfalls zeigt, was möglich wäre. Sehr präzise angeordnete, konzentrierte Situationen, denen wir uns aus einem frei wählbaren Blickwinkel stellen. Geschaffen von einem Kollektiv, das, wenn die Idee aufgeht, bald die Zukunft der Oper mit bestimmt. Das lässt hoffen.

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