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VACUUM 2011 für 2 Ensembles

Dauer: ca. 15'

 

Besetzung:

Ensemble 1: Querflöte, Altblockflöte, Akkordeon, Klavier, Violine, Violoncello, Gitarre.

Ensemble 2: Oboe, Klarinette in B, Trompete, Posaune, Horn, Viola, Kontrabass.


UA: 05. Februar 2011, LAB, Frankfurt am Main

ENSEMBLE MODERN

Musikschüler der Musikschule Bergen-Enkheim


Inszenierung: Studierende des Institut für Angewande Theaterwissenschaft/ Heiner Goebbels

PRESSESTIMME

 

Jenseits der Gemütlichkeit "Szenisches Konzert" im LAB Frankfurt

FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG  * Autor: Elisabeth Risch  * Datum: 07 | 02 | 2011

 

Packende Theater-Erlebnisse bot das "Szenische Konzert" im Rahmen des Festivals Frankfurter Positionen im LAB Frankfurt. (...) In der von Angela Harter, Christina Kramer und Antje Velsinger in Szene gesetzten Komposition "Vacuum-2011" von Calogero Scanio wirkten gestanden Ensemble-Modern-Mitglieder mit ansteckend begeistert agierenden Kindern der Musikschule Bergen-Enkheim zusammen und ließen dabei ein Stück der unter dem Festival-Motto "Gemeinsam im Niemandsland" angestrebten Sozial-Utopie aufscheinen. Darüber hinaus vermittelten die über den Raum verteilten Aktionen eine Selbsterfahrung in Erkenntnistheorie: Uberall war der beste Platz, weil man von jedem Platz aus Dinge sah, die man von einem anderen Platz aus nicht gesehen hätte. Jedes Fokussieren der Aufmerksamkeit schloss das Geschehen an allen anderen Punkten aus. So wurde bewusst,wie Krisen im Leben außerhalb des Theaters durch das Zusammenballen von Faktoren entstehen, die man übersehen hat. Dass John Cage diese Punkte schon vor rund 50Jahren thematisiert hat, ändert nichts an ihrer Aktualität und der Berechtigung, sie weiterhin künstlerisch zu thematisieren. (...)

 

 

Rückweg in die Mitte. Entstehungsprozess einer neuen Gattung: Szenisches Konzert bei den Frankfurter Positionen

FRANKFURTER RUNDSCHAU * Autor: Hans-Jürgen Linke  * Datum: 07 | 02 | 2011

 

Vielleicht entwickelt sich ja gerade, ausgehende von der Biennale der Frankfurter Positionen eine neue Gattung? Auf deren Etikett steht zurzeit "szenisches Konzert", und es emanzipiert sich schrittweise aus seinem Zwischen-Status. Eine Tradition hat sich zu etablieren begonnen und Eigenarten ausgeprägt, die zunehmend autarke Charakterzüge tragen: Es ist die Musik, die die Abläufe definiert, die für Inhalt und Formebene des Szenischen die Wegmarken setzt. Licht, Aktion, Raumgestaltung und Musik fließen zu einer Aufführungssituation ineinander, in der die Musiker zugleich Darsteller sind. Sie sind das im Konzert ohnehin, nur spielt dieser Umstand merkwürdigerweise (außer in der Popmusik) keine Rolle im sozialen Konzept.Das Projekt des Ensemble Modern mit Studierenden aus Bremen (Hochschule für Künste, Yonghi Pagh-Paan) und Gießen (Angewandte Theaterwissenschaft, Heiner Goebbels), das jetzt unter der Leitung von Kasper de Roo in der Frankfurter Kommunikationsfabrik aufgeführt wurde, löst die dual-konfrontative Konzertsituation auf. Das Publikum umgibt die Bühne oder sitzt im letzten Stück ("Ich gehöre mir..." von Jin-Ah Ahn) im Raum verteilt mit den Aufführenden. Zwei der gezeigten Werke ("Ola nocturna - als sie von noch nichts wussten" von Christian Pedro Vasquéz und "Plan P: Eine Archäologie des Schweigens" von Tobias Klich) erzählen bildgebend eine Geschichte, die in der Musik verborgen ist.Vasquéz' Stück arbeitet raffiniert mit Projektionen, Videos und Verwirrungs-Effekten (Eleonora Herder, Arne Köhler) und gestaltet das Thema des Verschwindens in der Zeit mit klug eingesetzter Technik, während Klichs Stück (mit Texten von Kathrin Franke) mit zwei Ensembles an einer langen Tafel und einem dazwischen positionierten Solisten aus Alltags-Gesten eine hoch gespannte szenische Situation gewinnt. Das liegt vor allem an der klanglichen Gestaltung der präparierten Konzertgitarre (Jürgen Ruck), die zuweilen wie spröde Glasstäbe klingt und von einer raumgreifenden Klangregie als beherrschendes Ereignis inszeniert ist."Vacuum - 2011" von Calogero Scanio und Jin-Ah Ahns abschließend gespieltes Stück setzen auf die Überhöhung ritueller Anteile, die jedem Konzert eingeschrieben sind. Scanios Komposition gewinnt aus Licht und Personenregie (Konzept und Realisation: Angela Harter, Christina Kramer, Antje Velsinger, Leo Großwendt) eine epische Statur, während Ahns Komposition für Ensemble und Chor (Inszenierung: Christian Grammel, Recha la Dous) einen Rückweg des Konzert-Rituals in die gesellschaftliche Mitte zu suchen scheint.

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